Stationen einer Innenbesichtigung


 

Wenn man den Mainzer Dom betritt, müssen sich die Augen erst langsam an das Dämmerlicht des Innenraums gewöhnen. Eigentlich entfaltet der monumentale Bau erst bei feierlichen Gottesdiensten, wenn er erfüllt ist von Licht, Weihrauchschwaden und Klängen, seine volle Wirkung. Doch wer sich ein wenig Zeit nimmt, wird auch im Alltag beim Rundgang durch die zunächst fast karg wirkenden, hohen Gewölbe so manches faszinierende Detail der Innenaustattung entdecken.

In den Bögen der Seitenwände des Langhauses setzen Malereien der sogenannten Nazarenerschule von 1859/64 (Veit, Settegast und Lasinsky) mit Szenen aus dem Leben Jesu farbige Akzente ins Graubraun des Buntsandseins.

 

Im Westchor, über dem Hauptaltar, zieht ein modernes Bronzekreuz die Blicke auf sich.

Dahinter ist im Halbdunkel des Chorraums das großangelegte Schnitzwerks eines Chorgestühls aus der Rokokozeit zu ahnen, das in seiner Mitte von einer Darstellung des heiligen Martin überragt wird. Unterhalb befindet sich der Bischofssitz, die "Kathedra", auf dem der Bischof inmitten des Domkapitels bei feierlichen Gottesdiensten Platz nimmt.

 

An den Pfeilern des Langhauses, an den Wänden des Querschiffes und in den Seitenaltären sind die Grabmäler der Mainzer Bischöfe zu entdecken: eine kunstgeschichtliche Besonderheit des Mainzer Doms, in denen sich das wechselnde Selbstverständnis und verschiedene Kunststile vom 13. bis zum 19. Jahrhundert widerspiegeln.

 

In der Krypta unter dem Westchor befindet sich die - weitaus bescheidenere - Grablege der Mainzer Bischöfe aus unserem Jahrhundert. Die Ostkrypta ist dem Gedächtnis der heiligen Männer und Frauen geweiht, die eine besondere Beziehung zum Bistum Mainz hatten. Ihre Reliquien werden in einem modern gestalteten, goldenen Schrein aus dem Jahr 1960 aufbewahrt.

 

Dem stillen Gebet vorbehalten ist die Gotthard-Kapelle (1137 geweiht), eine doppelgeschössige romanische Anlage, die einst als Palastkapelle des erzbischöflichen Hofes diente. Das geheimnisvolle frühromanische Udenheimer Kreuz im Altarraum der Kapelle ist eine besondere Kostbarkeit der Mainzer Kirche.

 

Besondere Aufmerksamkeit verdient das Grab von Bischof Emmanuel von Ketteler (gest. 1877) in der Marienkapelle. Es hält die Erinnerung wach an diesen sozial und politisch engagierten Bischof, der wichtige Impulse zur Entwicklung der modernen katholischen Soziallehre gab.