Von Monika Nellessen
Quelle: www.algemeine-zeitung.de
Ab nächster Woche werden nicht nur kleine Jungs auf dem Markt Bauklötze staunen. Dann beginnt die „wohl aufwändigste, bestimmt aber spektakulärste Einzelmaßnahme im Rahmen der Domsanierung“, sagt Sabine Flegel, Vorsitzende des Dombauvereins: Die 7,50 Meter hohe und 22 Tonnen schwere Spitze des Westturms wird abgehoben und durch eine von der Dombauhütte gefertigte Kopie ersetzt.
Der Dombauverein finanziert diesen mit 500.000 Euro veranschlagten Teil der Domsanierung mit Hilfe von Einzelspenden und Sponsoren wie der VR-Bank.
Dombauverein: Stand vor AZ-Kundencenter
Die AZ als Medienpartner unterstützt das Engagement nicht nur in der Berichterstattung: An Markttagen steht vor dem AZ-Kundencenter ein Stand des Dombauvereins, an dem Ehrenamtliche des Vereins die aktuellen Schritte des Austausches der Turmspitze erklären (und sich über Vereinsbeitritte freuen).
Die ersten drei Wochen der Sommerferien (8. Juli bis voraussichtlich 29. Juli) sind für das abenteuerliche Unternehmen in 83 Meter Höhe reserviert. Beim Austausch der Turmspitze hat ein Mega-Kran der Firma Riga Premiere, der auf eine Länge von 120 Metern ausgefahren werden kann. In den letzten Wochen wurden drei Riga-Fahrer beim Hersteller Liebherr in Ehingen für die anspruchsvolle Aktion geschult.
Wo der Riesen-Kran vor der Gotthard-Kapelle positioniert wird, immerhin 60 Meter Luftlinie vom Westturm entfernt, sind vier freigelegte Stellen im Pflaster zu sehen. Am Montag, 8. Juli, wird die Stellfläche vorbereitet, am Dienstag und Mittwoch werden die Kran-Teile antransportiert und vor Ort mit weiteren Hilfskränen montiert. Während der gesamten Bauphase wird der Platz aus Sicherheitsgründen mit Bauzäunen abgesperrt. An Markttagen müssen die Stände Richtung Liebfrauenplatz weichen. Der Dom ist ab 8. Juli montags bis samstags nur von sechs bis neun Uhr geöffnet (Zugang Liebfrauenportal). Nur sonntags bleibt es bei den üblichen Öffnungszeiten.
Sägearbeiten dürften am Dienstag anfangen
„Der Zeitplan steht, wir sind gut vorbereitet“, meint Domdekan Heinz Heckwolf. Ab 8. Juli steht er oder einer seiner Mitarbeiter täglich um 11 Uhr in der Dominformation zur Verfügung, falls es aktuelle Fragen von Anwohnern und Geschäftsleuten gibt.
Erste Vorbereitungen am Westturm sind schon an diesem Montag zu beobachten. Denn bevor die neue Turmspitze kommt, muss die alte abgebaut werden. Jörg Walter, Steinmetz der Dombauhütte und sein Team, zerlegen den steinernen Aufbau horizontal in zwei Teile. Ein Fall für Diamant-Kettensägen. Da nass geschnitten wird, werden erst zwischen Himmel und Erde Leitungen und eine Wanne montiert, die das Wasser auffängt. Die Sägearbeiten dürften am Dienstag losgehen. Und was passiert, wenn es um die dann lose aufliegende Domspitze stürmt? „Das hält die aus“, lacht Walter: „Aber wir legen sicherheitshalber mal ein paar Gurte drum.“
Bei Unwetter kann an der Domspitze nicht gearbeitet werden
Gewitter und Sturm könnten aber den exakt ausgearbeiteten Zeitplan durcheinanderbringen. Denn wenn es blitzt und donnert, kann nicht an der Domspitze gearbeitet werden. Laut Plan werden am Donnerstag, 11. Juli, Schalungsteile der Spezialfirma Doka angeliefert, in die sowohl die alte Domspitze als auch ihre Nachfolgerin eingepackt werden, bevor sie ihren Weg nach unten beziehungsweise nach oben nehmen. Am Montag, 15. Juli, wird der obere Teil der Turmspitze abgehoben, am 17. Juli folgt der zweite Teil. Am 22. und 23. Juli wird dem Dom der „neue Hut“ aufgesetzt. Derzeit wartet die neue Turmspitze noch in einer Stadtwerke-Halle in der Oberen Austraße. Auch für die nachts vorgesehenen Transporte zum Dom war es nötig, dass Walter und sein Team die Kopie aus Odenwälder Sandstein in zwei Elementen fertigten. Das höhere misst 4,50 Meter und passt so knapp unter der 4,97 Meter hohen Rathausbrücke hindurch.
Wann und wie der von den Mainzer geliebte „Domsgickel“ wieder einschwebt, steht übrigens noch nicht fest. „Entweder fliegt er zusammen mit dem Kreuz per Kran nach oben“, überlegt Jörg Walter. „Oder der Gickel fährt Aufzug vom Leichhof aus.“